Schüler – die Versuchskaninchen Brandenburgs
Bildung ist Ländersache. Allein deshalb ist das mit der Vergleichbarkeit der Abschlüsse schon eine Sache für sich. Vor einigen Wochen erhielt dieses Thema wieder vermehrt Aufmerksamkeit, indem Bayern darüber diskutierte, ob es das Berliner Abitur anerkennen sollte. Aber was hat Bayerns Diskussion mit Brandenburg zu tun?
2009 entschied sich das Brandenburger Bildungsministerium dafür, einen Sonderweg einzuschlagen und aus den zwei Leistungskursen, die bis heute noch in Berlin gelten, fünf zu machen, dafür aber die Stundenzahl der Fächer zu reduzieren. Entgegen der Befürchtungen wirkte sich dies nicht auf das Bildungsniveau des Landes aus. Ein scheinbarer Gewinn für Rot – Rot.
Doch im Juni 2016 beschloss die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK), dass es künftig nur zwei bis vier Leistungskurse geben solle. In Brandenburg sind es mit fünf Leistungskursen somit mindestens ein Kurs zu viel. Nun liegt es an Brandenburg, diesen Beschluss bis 2019 umzusetzen.
Abgesehen davon, dass die Reform von 2009 damit eine Sackgasse war, zeigt dies das grundlegende Problem der Bildungslandschaft in Deutschland. Die Länder bestimmen ihr eigenes Schulsystem und doch gibt es ein Gremium, welches versucht, allgemeine Standards vorzugeben. Die Differenzen, die sich daraus ergeben, tragen nicht etwa die Bildungsministerien der Länder, sondern die einzelnen Schulen, die Schüler und vor allem die Lehrer, die sich binnen weniger Jahre immer wieder auf neue Regelungen einstellen müssen.
Wird ein wenig weiter gedacht, müsste auch auffallen, dass somit nicht nur die Abschlüsse der Bundesländer unterschiedlich und wenig vergleichbar sind, sondern auch die Abschlüsse der Jahrgänge untereinander.
Es kann keine Vergleichbarkeit und keinen einheitlichen Qualitätsstandard geben, wenn jedes Land sein eigenes Süppchen kocht, das hat nichts mit Wettbewerbsfähigkeit zu tun. Wettbewerb kann nur dort stattfinden, wo es standardisierte Rahmenbedingungen gibt. Das geht einfacher, wenn Bildung Sache des Bundes wird.
Ohne gemeinsame, einheitliche Rahmenbedingungen lassen sich Vergleichbarkeit, Transparenz und Chancengleichheit, die in diesem Fall der Chancengerechtigkeit nahekommt, nicht erreichen. Die Jungen Liberalen fordern deshalb die Verlagerung des bildungspolitischen Rahmens von Landesebene auf Bundesebene.
7. Februar 2017