Beschlüsse

Zurück in die Zukunft – Saatgutverkehrsgesetz aktualisieren

43 von über 15.000, zwei von über 600 – für unsere Kunden nur die größte und beste Auswahl erlesenster Tomaten und Grünkohlsorten“, müsste ein ehrlicher Werbeslogan für Obst- und Gemüsehandel in Deutschland lauten.

Denn was uns beim Wocheneinkauf im Supermarkt, im Restaurant oder wann immer wir mit Lebensmitteln in Kontakt kommen nicht auffällt: nur eine verschwindend geringe Anzahl von Sorten sind in Deutschland „legal“. Nichtzugelassene  Sorten dürfen weder gehandelt, noch verschenkt werden und so schrumpfen ihre Bestände kontinuierlich - eine veraltete und nicht zukunftsfähige Entwicklung.

Das Bundessortenamt entscheidet anhand von 42 Kriterien Wertungen von 1 bis 9 verteilt und so entscheidet welche Sorten zugelassen sein sollten. Wer jedoch annimmt, dort wären Punkte wie Geschmack, Art und Menge der Inhaltsstoffe oder gar die Widerstandsfähigkeit in Zeiten des Klimawandels zu finden, der könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Der Fragenkatalog stammt aus dem Jahr 1930 und bezieht sich fast ausschließlich auf optische und haptische Eigenschaften, wie Größe, Masse, Farbe oder Oberflächenbeschaffenheit, d.h. eine glatte, tiefrote Tomate ist demnach für den Handel zugelassen, viele „weniger ansehnliche“ Sorten mit teils wertvollen Inhaltstoffen nicht.

Doch in Hinblick auf die ökologische Nachhaltigkeit stellt dieser Fakt noch ein ganz anderes Problem da .Sorten, die optimal bei der Zulassung abschneiden sind meist neue Eigenzüchtungen größerer Konzerne, die ihr Saatgut möglichst gewinnbringend absetzen möchten. Hierdurch ist die Mehrheit der aktuell gehandelten Sorten bastardiert, deshalb können auf natürliche Weise weder neue Generationen noch Kreuzungen aus diesen Züchtungen entspringen. In Zeiten des Klimawandels ist dies jedoch mehr als problematisch. In den Debatten über künstlich Mutierte (heißt: „genveränderte“) Pflanzen scheint so oft vergessen zu werden, dass natürliche Mutation und Selektion schon immer ein wirksamer Schutz in Zeiten von veränderten Umweltbedingungen waren. Ein großer Genpool kann also dabei helfen Probleme wie Trockenheit zumindest abzumildern.

Wir fordern:

Eine Abschaffung des Schenkungsverbots alter Sorten, denn so kann bspw.Hobbygärtnern ermöglicht werden legal an Saatgut für solche Pflanzen zu gelangen. Des Weiteren muss der Kriterienkatalog ergänzt werden, damit er tatsächlich eine hohe Qualität für Verbraucher Handel und Umwelt gewährleistet und nicht nur ein Überbleibsel protektionistischer Wirtschaftspolitik ist. Wichtig wären hier etwa Geschmack, Inhaltsstoffe, Wasserbedarf für Wachstum und Reifung und Stabilität des Saatguts.