Beschlüsse

Kapital für alle – Ein Reformplan für offene, faire und transparente Kapitalmärkte

Kapitalmärkte sind das Rückgrat einer marktwirtschaftlichen Ordnung und bilden das
 Fundament für den Wohlstand und das wirtschaftliche Wachstum eines Landes. Sie
 ermöglichen es, dass Kapital dorthin fließt, wo es am dringendsten benötigt wird: in
 innovativen Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen, Wohlstand erzeugen und die
 Gesellschaft insgesamt voranbringen. Kapitalmärkte bieten zudem die Möglichkeit, dass
 jeder Bürger am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben kann, unabhängig von seinem
 sozialen oder finanziellen Hintergrund.

 

 Trotz dieser Vorteile bleibt der Zugang zu den Kapitalmärkten in Deutschland vielen
 Bürgern, insbesondere jungen Menschen und denen mit weniger Kapital, erschwert. Hohe
 steuerliche Belastungen, mangelnde Finanzbildung und eine komplexe Regulierung
 schließen viele vom Kapitalmarkt aus und behindern die Chance, von den Möglichkeiten
 eines funktionierenden Marktes zu profitieren. Unsere Forderung ist klar:
 Kapitalmärkte müssen für alle Bürger zugänglich, fair und transparent sein – für mehr
 wirtschaftliche Chancengleichheit und mehr Wachstum.

 

 Wir Jungen Liberalen setzen uns dafür ein, dass Kapitalmärkte künftig für alle
 Bürgerinnen und Bürger zugänglich sind und dass innovative Unternehmen einfacher
 Kapital erhalten können. Um dies zu erreichen, wollen wir die bürokratischen Hürden
 abbauen, die Transparenz erhöhen und die rechtlichen Rahmenbedingungen an die
 Anforderungen des 21. Jahrhunderts anpassen. Unsere Reformen zielen darauf ab, das
 Vertrauen in die Märkte zu stärken und die Teilnahme am Kapitalmarkt für alle
 Bevölkerungsschichten zu ermöglichen.

 

 Förderung der breiten Anlegerbeteiligung und des Vertrauens in den Kapitalmarkt

 

 1.1 Senkung der steuerlichen Hürden für Privatanleger

 

 Eine der größten Barrieren für den Zugang zum Kapitalmarkt ist die steuerliche
 Belastung von Kapitalerträgen. Heute werden Kapitalgewinne oft stark besteuert, was
 insbesondere für kleine Privatanleger eine abschreckende Wirkung hat. Daher fordern
 wir eine grundlegende Reform des steuerlichen Rahmens:

 

 - Erhöhung des Sparerpauschbetrags: 

 Der derzeitige Sparerpauschbetrag  ist zu gering, um einen breiten Zugang zum
 Kapitalmarkt zu ermöglichen. Wir fordern diesen Betrag auf mindestens 2.000 Euro für
 Einzelpersonen zu erhöhen, um es mehr Menschen zu ermöglichen, ohne steuerliche
 Belastung von den Vorteilen des Kapitalmarkts zu profitieren.

 

 - Steuerliche Begünstigung von langfristigen Kapitalgewinnen:

 Darüber hinaus fordern wir die Einführung einer steuerlichen Begünstigung für
 Kapitalgewinne, die nach einer Haltedauer von fünf Jahren realisiert werden.
 Langfristige Investitionen fördern nicht nur den Aufbau von Vermögen, sondern tragen
 auch zur Stabilität der Märkte bei. Daher sollte eine Steuererleichterung auf Gewinne
 gelten, die nach einer Mindesthaltedauer erzielt werden, um eine Kultur des
 langfristigen Investierens zu etablieren.

 Investitionen, die mindestens 25 Jahre gehalten werden, sollen ebenfalls steuerlich
 begünstigt werden. Dieses Produkt soll im Altersvorsorgegesetz (ASVG) verankert
 werden.

 

 Diese Maßnahmen sollten im  Einkommensteuergesetz (EStG) verankert werden und würden
 sicherstellen, dass die steuerlichen Rahmenbedingungen den langfristigen Aufbau von
 Wohlstand für alle Bürger fördern.

 

 1.2 Förderung von Crowdinvesting und alternativen Finanzierungsmodellen

 

 Crowdinvesting ist eine vielversprechende Finanzierungsquelle für kleinere
 Unternehmen und Start-ups, die oftmals nicht über die notwendigen Mittel verfügen, um
 traditionelle Finanzierungswege wie Bankkredite oder Börsengänge zu beschreiten. Wir
 fordern daher die folgende Reform:

 

 Vereinfachung des Crowdinvesting:

 Aktuell sind Crowdinvesting-Plattformen durch umfangreiche regulatorische
 Anforderungen belastet, die insbesondere kleinere Unternehmen davon abhalten, diese
 Finanzierungsquelle zu nutzen. Die Anpassung des Kreditwesengesetzes (KWG) sollte
 eine vereinfachte Regulierung für Crowdinvesting-Plattformen ermöglichen. Ein
 vereinfachtes Verfahren macht es kleineren Unternehmen erlauben, Kapital zu
 beschaffen, ohne die komplexen Meldepflichten zu erfüllen, die für größere
 Börsengänge erforderlich sind.

 

 - Erhöhung der Investitionsgrenzen:

 Außerdem fordern wir eine Erhöhung der jährlichen Investitionsgrenze für
 Privatanleger im Crowdinvesting von derzeit 10.000 Euro auf 20.000 Euro. Diese
 Maßnahme soll es mehr Menschen ermöglichen, sich aktiv an der Finanzierung von Start-
 ups und kleinen Unternehmen zu beteiligen und gleichzeitig das wirtschaftliche
 Wachstum zu fördern.

 

2. Stärkung der Transparenz und der Rechte von Privatanlegern

 

 2.1 Einführung von standardisierten Informationspflichten für alle
 Kapitalmarktprodukte

 

 Transparenz auf den Kapitalmärkten ist unerlässlich, um das Vertrauen von Anlegern zu
 gewinnen. Anleger benötigen klare, verständliche Informationen, um informierte
 Entscheidungen treffen zu können. Wir fordern daher:

 

 -Vereinheitlichung der Informationspflichten:

 Die MiFID II-Richtlinie  sollte dahingehend angepasst werden, dass alle
 Kapitalmarktprodukte – von Aktien über Anleihen bis hin zu Fonds – standardisierte
 Informationsblätter enthalten, die auf verständliche Weise die wichtigsten
 Produktmerkmale sowie die damit verbundenen Risiken und Chancen erklären. Dies soll
 dazu beitragen, das Vertrauen von Privatanlegern zu stärken und den Markt
 transparenter zu gestalten.

 

 - Freiwillige ESG-Berichterstattung:

 Unternehmen sollten ermutigt werden, freiwillig über ihre sozialen und ökologischen
 Maßnahmen zu berichten. Anstatt eine verpflichtende Offenlegung zu erzwingen, muss
 das Aktiengesetz (AktG) so angepasst werden, dass freiwillige Standards für die ESG-
 Berichterstattung gefördert werden. Dies soll den Unternehmen mehr Flexibilität
 geben, ihre Nachhaltigkeitsstrategien im Einklang mit internationalen Standards wie
 der  Global Reporting Initiative (GRI) oder der Task Force on Climate-related
 Financial Disclosures (TCFD) zu entwickeln.

 

3. Vereinfachung und Modernisierung der Kapitalmarktregulierung

 

 3.1 Einführung flexiblerer Marktstrukturen für digitale Assets und Blockchain-
 Technologien

 

 Digitale Assets und Blockchain-Technologien haben das Potenzial, den Finanzmarkt zu
 revolutionieren. Um Innovationen zu fördern und gleichzeitig den Schutz der Anleger
 zu gewährleisten, fordern wir:

 

 - Rechtlicher Rahmen für digitale Wertpapiere:

 Es muss ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden, der den Handel mit digitalen
 Wertpapieren und die Tokenisierung von Vermögenswerten ermöglicht. Änderungen im
 Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) und im Börsengesetz sollten diese Technologien
 anerkennen und klare Regeln für deren Nutzung festlegen.

 

 - Regulierung für Blockchain-basierte Wertpapiere:

 Eine spezifische Regelung im WpHG § 12  soll den Handel mit digitalen Wertpapieren
 ermöglichen und die Anwendung von Blockchain-Technologien im Finanzsektor rechtlich
 absichern. Dies würde es Unternehmen ermöglichen, neue Finanzprodukte zu entwickeln
 und zu handeln, die mit den traditionellen Märkten konkurrieren.

 

 3.2 Vereinfachung der Vorschriften für Börsengänge

 

 Die bestehenden Vorschriften für Börsengänge sind zu komplex und kostenintensiv,
 insbesondere für kleinere Unternehmen. Wir fordern daher:

 

 - „Fast-Track“-Börsengänge: 

 Für kleinere Unternehmen und Start-ups sollten vereinfachte Börsengangsverfahren
 eingeführt werden. Die Anforderungen an Prospekte sollten reduziert und die
 Informationspflichten auf das Wesentliche beschränkt werden. Dies würde es auch
 jungen Unternehmen ermöglichen, schneller Zugang zu Kapital zu erhalten.

 

 4. Zugang zum Kapitalmarkt für alle Bevölkerungsschichten erleichtern

 

 4.1 Förderung von Mikro-Investitionsplattformen

 

 Mikro-Investitionen ermöglichen es auch Menschen mit geringeren finanziellen Mitteln,
 in den Kapitalmarkt einzutreten. Wir fordern:

 

 - Steuerliche Förderung für Mikro-Investitionen:

 Anleger, die in kleine, risikoarme Fonds investieren – beispielsweise ab 25 Euro
 monatlich – sollen steuerliche Vorteile erhalten. Dies soll im Einkommensteuergesetz
 (EStG) verankert werden und den Zugang zu Kapitalanlagen für breite
 Bevölkerungsschichten erleichtern.